Małopolska – ein Land erloschener Vulkane

Ein Wasserteich, aus dem ein Steinkreis, s. g. Mofette (vulkanischer Ausbruch) herausragt. Sträucher rundherum. Oben eine Einzäunung aus Holz und Infotafeln.
Haben Sie schon gewusst, dass eines der schönsten Schlösser von Małopolska auf einer Vulkanspitze steht? Nein, es ist kein Fehler. Vulkane gab es in Polen tatsächlich. Zum Glück vor vielen Millionen Jahren. Heute sind das nur kleine Berge oder Hügel. In Małopolska findet man eine Menge Spuren davon. In unserer Region gibt es sogar immer noch eine aktive Form des Vulkanismus – die s. g. Mofetten.

Kurort am Vulkan

Nur wenige Menschen, die über die Straßen von Szczawnica flanieren, wissen, dass die über dem Ort emporsteigenden Berge Bryjarka und Jarmuty im Gebirgszug von Pieniny erloschene Vulkane sind. Die prähistorische Vulkanaktivität war ein Grund, warum in dieser Region zahlreiche natürliche Quellen von sauren Mineralwässern entspringen, die von den lokalen Bewohnern auf Polnisch „szczawy“ genannt werden (davon die Ortbezeichnung, also Szczawnica). Diese hoch mineralisierten, sauren Mineralwässer entspringen am Fuß des Berges Bryjarka und haben den Ort Szczawnica zu einem beliebten Kurort gemacht.

Skifahren auf einem Vulkan

Skipisten auf einem Vulkan? Warum eigentlich nicht! Solche Attraktionen gibt es nur in Małopolska. Und genau genommen, am Berg Wdżar in Kluszkowce, der auch ein erloschener Vulkan ist. Die an seinen Hängen liegenden Skilifte dienen im Winter als die Skistation Czorsztyn Ski, und im Sommer als ein Berg- und Wasser-Erholungszentrum. Der Berg Wdżar liegt an der Gorce-Seite des Snozka-Passes, der die Berge Gorce von den Bergen Pieniny trennt. Hier kommt Andesit, ein kristallines Gestein vulkanischen Ursprungs vor. In den gesamten polnischen Karpaten kann man es nur hier und auf dem Berg Bryjarka oberhalb von Szczawnica finden. Auf dem Gipfel des Wdżar-Bergs in Kluszkowce kann man eine interessante magnetische Anomalie beobachten. Hier spielt die Kompassnadel „verrückt“ und zeigt Süden statt Norden an. Die Erklärungen dieser Anomalie sind sehr unterschiedlich. Einige Wissenschaftler meinen, diese ist auf einen Blitzschlag zurückzuführen. Andere, dass das eine Spur der prähistorischen Vulkanaktivität ist. Das heiße Magma ist hier erstarrt und der darin enthaltene Magnetit hat die damalige Magnetisierung der Erde quasi gespeichert. So ein Phänomen nennen wir Paläomagnetismus.

Vulkanische Dämpfe in Muszyna und Tylicz

Durch eine Mofette entweicht Kohlendioxid in Form von Bläschen aus den Rissen in der Erde mit einem charakteristischen Blubbergeräusch. Dieses Phänomen zählt zu den wichtigsten Anzeichen der vulkanischen Aktivitäten in der Region. Solche Mofetten findet man in Muszyna und in Tylicz im Grenzgebiet zwischen Beskid Sądecki und Beskid Niski. Die Mofette in Muszyna liegt im Grenzbereich zwischen zwei Dörfern: Złockie und Jastrzębik, am Boden des Złocki-Baches. Das hier aus der Tiefe emporsteigende Kohlendioxid entsteht tief unter der Erde und auf dem Weg nach oben aufsteigend, sättigt es das Wasser, das zum sauren Mineralwasser wird. Die Mofette im Ort Złocko ist nach dem Professoren Henryk Świdziński genannt, der sie hier 1938 entdeckte. Seit 1998 wird die Mofette gesetzlich als Naturdenkmal geschützt. Es lohnt sich hier zu erwähnen, dass diese Mofette die größte und auffälligste geologische Formation dieser Art in ganz Polen ist. Ihre Fläche beträgt rund 25 Quadratmeter. Über der Mofette sterben die Insekten, es gab auch Fälle von Vergiftungen der Schafe. Kohlendioxid ist schwerer als Luft und sammelt sich deshalb am Boden. Bei stillem Wetter bringt es alle über der Mofette fliegenden Tiere um.

Interessant sind auch die Mofetten in Tylicz in der touristischen Siedlung „Domki“ im Wald, die 11 Kreise bilden. In deren Umgebung kann man bis zu 50 Stellen finden, wo die Dämpfe aus der Bodentiefe emporsteigen. Dieser Ort ist für Touristen gut erschlossen, mit Info-Tafeln, Bänken und einer Brücke über der Mofette. Diese Mofette hat eine durchaus sensationelle Geschichte. Nach der Internetseite atrakcjekrynicy.pl: „In den 1960er Jahren wurden die Mofetten mit Steinkreisen umbaut, um Kohlendioxid für den Anbau von Algen als Tierfutter zu gewinnen. In der Tat war das eins der streng geschützten Geheimnisse der Volksrepublik Polen. Dort hat man an der Entwicklung der kondensierten Lebensmittel für die sowjetischen Kosmonauten intensiv geforscht. Die Forscher haben auf Süßwasseralgen gehofft, die in der Mofette von Tylicz perfekte Lebensbedingungen vorfinden sollten. Kohlendioxid beschleunigt offensichtlich das Algenwachstum. In dieser Weise hat man hier ein geheimes Algenforschungszentrum angesiedelt, das unter dem Decknamen einer landwirtschaftlichen Forschungsanstalt betrieben wurde. Nach jahrelangen Experimenten haben die Forscher festgestellt, dass die Algen durch den menschlichen Körper nicht gut aufgenommen werden und deren Anbau wurde eingestellt. Die offizielle Bekanntmachung besagt, dass die Algen als Tierfutter nicht wirklich geeignet sind. Die kommunistischen Behörden ließen die Betonkreise zuschütten“.

Vulkane rund um Kraków

Die vulkanische Aktivität in diesem Gebiet gehört zu den Endphasen der geomorphologischen Erscheinungen, die als variszische oder herzynische Orogenese bekannt sind und vor 280 Millionen Jahren stattgefunden haben. Burg Tenczyn in Rudno ist eine schöne Festung auf der Adlerhorst-Route und ein Juwel des Krakau-Tschenstochauer Juras. Nicht alle wissen, dass die Burg Tenczyn auf einem erloschenen Vulkan gebaut wurde. Der Hügel, auf dem die Burg errichtet wurde, ist 400 Meter über dem Meeresspiegel hoch. Es ist der höchste Berg des Tenczyński-Kamms. Die Spuren der prähistorischen Vulkanaktivität findet man auch in Miękinia, Krzeszowice, sowie in Alwernia. Im Ort Regulice bei Alwernia gibt es einen stillgelegten Steinbruch. Gleich im Eingangsbereich (im östlichen Bereich) werden geschichtete, weiche graugrüne und bräunlich-rote Tuffe sichtbar. Diese bestehen aus feiner Vulkanasche, die sich in einer Vertiefung am Hang eines ehemaligen Vulkans abgelagert hat. Hier kommen auch Vulkangesteine auf, wie Melaphyr, sowie auch die violette Quarzform – Amethyst, der besonders schön ist und bei einem Besuch im Steinbruch gefunden werden kann. Anders gebaut sind die Gesteine vulkanischer Herkunft, wie Porphyr aus dem stillgelegten Steinbruch in Miękinia. In diesem Gestein mit grau-violetter bis dunkelroter Farbe können Phänokristalle aus Feldspat, Quarz und Biotit gefunden werden. Aufgrund seiner mineralischen Zusammensetzung wird es als saures Gestein (Rhyolith) bezeichnet. Rhyolith wurde in diesem Steinbruch bis 1852 gefördert. Das Gestein wurde vor allem beim Straßenbau und bei der Betonherstellung verwendet.

Ist es möglich, dass die Vulkane wieder aktiv werden?

Können die erloschenen Vulkane in Polen wieder erwachen? Die Wissenschaftler beruhigen, dass dies sehr, sehr unwahrscheinlich wäre. Auf dem Gebiet Polens treffen zwar die tektonischen Platten aufeinander, das Ausmaß ist jedoch gering. Theoretisch ist ein Erdbeben wahrscheinlicher als ein Vulkanausbruch. Vielleicht kann sich diese Einschätzung in ein paar Millionen Jahren ändern, aber zurzeit gibt es keine Gründe für Sorgen.

 

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